UNESCO-Club Aachen e.V. – Eine Geschichte
Der UNESCO-Club Aachen e.V. wurde am 20.03.1989 von einer illustrerten Anzahl von Gründermüttern und -vätern gegründet.
Diese Personen verschrieben sich dem Ziel der „Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur“ zu folgen und deren Ziele in der Gesellschaft zu verankern und zu verbreiten. Der bereits existierende UNESCO-Club Essen Kettwig unterstützte die Gründungsinitiative und stand in der Gründungsphase des Clubs in Aachen weiterhin zur Seite.
Das Jahr 1989, in dem sich der UNESCO-Club Aachen gründete, war ein Jahr weltweiten Umbruchs. Der „Eiserne Vorhang und der Kalte Krieg“ prägten davor fast ein halbes Jahrhundert das politische nationale und internationale Umfeld.
Trotz düsterer Prognosen nach dem Tian’anmen-Massaker im Juni gelang in Osteuropa und nicht zuletzt in Deutschland ein friedlicher Umschwung. Beginnend mit Parlamentswahlen in Polen, dem Abbau von Grenzanlagen zwischen Ungarn und Österreich und den Befestigungen in der Tschechoslowakei und schließlich der Höhepunkt, für die Deutschen, mit dem Fall der Berliner Mauer und der Deutschland trennenden Mauer insgesamt.
Aus dieser völlig neuen geopolitischen Situation heraus eröffneten sich dem frisch gegründeten UNESCO Club Aachen e.V. im Herzen von Europa ganz neue Möglichkeiten. In der alten Kaiserstadt und modernen Europastadt, an den historischen Stätten Karls und seiner Hofschule, der Krönungsstätte deutscher Könige, dem Dreiländer-Eck und in der Verbindung mit der Euregio Maas-Rhein boten sich wunderbare Voraussetzungen die einmalige Bedeutung des kulturellen Erbes und des Welterbes, im Speziellen und Allgemeinen, in der westlichsten Stadt Deutschlands zu unterstreichen und weitere Aufmerksamkeit für die Stadt und ihre Schätze zu erwirken.
Es steht außer Frage, dass es eine Gründungsmotivation war, dass in Aachen das erste Weltkulturerbe Deutschlands steht: der Aachener Dom. Mit der Gründung der UNESCO-Welterbeliste wurden 1978 zwölf Welterbestätten aufgenommen, darunter drei in Europa, davon eine in Deutschland, die besagte Domkirche zu Aachen - neben dem künstlerischem und architektonischem Meisterwerk vergangener Jahrhunderte wurde er in der Neuzeit zu einem Symbol der Einigung und Vereinigung europäischer Staaten.
Die spezielle Situation Aachens, als Stadt an oder zwischen den Grenzen, besteht nicht erst seit 1945 oder 1815, sondern bereits in verschiedenen Konstellationen zuvor. Die zwei genannten Daten sind aber sicherlich sehr einschneidend gewesen, nicht nur für Aachen. Nach 1815 erstarkte der Nationalismus und die striktere Abgrenzung von Nachbarn, die nach und nach in Katastrophen führte, die mit dem totalen Zusammenbruch 1945 endete. So konnte es nicht weitergehen, so durfte es nicht weitergehen. Die Menschen mussten sich wieder einander zuwenden. Die Jahrhunderte alten Beziehungen über alle Arten Grenzen hinweg mussten wiederbelebt und teils neuaufgebaut werden. Aachener Bürger fanden sich zusammen und gründeten als Europapreis den Karlspreis, seit 1988 „Internationaler Karlspreis zu Aachen“. Erstmals verliehen wurde der Karlspreis 1951, als wichtiges politisches Zeugnis nach dem Zweiten Weltkrieg für den Frieden, die Freiheit und die Demokratie in enger Verbundenheit europäischer Staaten. Mit diesem Preis konnte die Stadt Aachen ihre besondere Rolle als Europastadt demonstrieren. Die kulturellen Eigenschaften der Grenzstadt zeigen sich vielfältig, so war jahrzehntelang das Werbemotto „Sprudelnde Vielfalt“. Herausragend und weltweit bekannt ist das CHIO Aachen, das einzige internationale offizielle Spring-, Fahr- und Dressurturnier Deutschlands, das seit 1924 in Aachen stattfindet. Historisch und religiös wird es zur Heiligtumsfahrt in Aachen. Seit 1349 findet alle sieben Jahre, vorher ohne festen Rhythmus, die Pilgerfahrt zu den Aachener Reliquien statt. Aus allen christlichen Ländern finden die Pilger, traditionell mit großer böhmischer und ungarischer Beteiligung, in die Maria geweihte Stadt zum Marienschrein. Die Strahlkraft der Aachener Wallfahrt zeigt sich auch darin, dass u.a. Kornelimünster und das niederländische Maastricht ihren Wallfahrtsrhythmus jenem in Aachen anpassten. Klassisch wird in Aachen gelehrt und geforscht, schon zu Karls Zeiten an der Aachener Hofschule. Dazu holte der Kaiser sich Gelehrte aus allen Regionen des Reiches und Nachbarreichen nach Aachen. Noch heute klingen diese Namen nach wie zum Beispiel: Alkuin von York, Theodulf von Orléans, Petrus von Pisa. Modern-wissenschaftlich wird heute an der RWTH Aachen, deren Wurzeln auf die 1870 gegründete „Königlich Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen“ zurückgeht, und verschiedene Exzellenzcluster und UNESCO-Lehrstühle beherbergt, gelehrt. Drei weitere (Fach)Hochschulen und Fraunhofer-Institute runden das wissenschaftliche Lehr- und Forschungsangebot ab.
Für den UNESCO-Club Aachen e.V. stellt diese lange historische Tradition des Aachener Doms immer eine Inspiration und Basis für die vielfältigen Aktivitäten dar.
Der UNESCO-Club Aachen e.V. ist Mitglied im Forum der UNESCO-Clubs in Deutschland. Der Schwerpunkt des Clubs in Aachen liegt, wie sollte es anders sein, beim UNESCO Welterbe. Das betrifft zum einen das Welterbe Aachener Dom, aber auch das Welterbe generell. Dieses soll bekannt gemacht werden und die Ideen und Hintergründe in die Bevölkerung getragen werden.
Die Mitglieder des Clubs besuchen gemeinsam unterschiedlichste Ausstellungen, Konferenzen, Museen und ähnliche Institutionen sowie Veranstaltungen und unternehmen Exkursionen und Studienreisen, die oftmals zu Welterbestätten führen. So erleben auch wir die faszinierende Vielfalt des menschlichen Erbes im In- und Ausland.
Dr. Falko Moch und Mario Hecker M.A.
für den UNESCO-Club Aachen e.V.